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Journal of Olympic History Nr. 1/2016

Pünktlich zur 120. Jahrfeier der Spiele der I. Olympiade, die am 6. April begangen wurde, erschien die diesjährige Nr. 1 des ISOH-Journals mit einer Titelgeschichte, deren Autoren Rüdiger Fritz (Halle/Saale) und Journal-Herausgeber Volker Kluge (Berlin) sind. Sie handelt von dem Berliner Fotografen Albert Meyer, der 1896 gemeinsam mit der deutschen Mannschaft nach Athen reiste und dem die Nachwelt die meisten und bedeutendsten Aufnahmen von den ersten Olympischen Spielen verdankt. Zu seinen wichtigsten Fotos zählt das Motiv, auf dem das erste Internationale Olympische Komitee zu sehen ist.

Der Artikel schildert die Entstehungsgeschichte dieses und anderer Schnappschusse, die Meyer nach seiner Rückkehr in ledergebundenen Alben zusammenfasste und – auch auf Bitten von IOC-Gründer Pierre de Coubertin – an eine Reihe europäischer Monarchen verschenkte. Da 1896 in Athen noch keine Filmaufnahmen entstanden, waren es vor allem diese Bilder, die den Betrachtern eine erste Vorstellung eines modernen olympischen Geschehen vermittelten. Der zwölfseitige Beitrag ist reichhaltig mit Dokumenten aus Meyers Nachlass illustriert, die niemals zuvor öffentlich gezeigt wurden.

Die bevorstehenden Olympischen Spiele in Rio de Janeiro waren für Marcia Neto-Wacker Anlass, daran zu erinnern, dass sich schon einmal – wenn auch erfolglos – eine brasilianische Metropole um deren Durchführung bewarb. Die Rede ist von der Hauptstadt Brasília, die sich Hoffnung für das Jahr 2000 gemacht hatte, die dann aber vorzeitig den Rückzug antrat.

Ein anderer Artikel handelt von einem der charismatischsten Olympioniken aller Zeiten: dem Hawaiianer Duke Kahanamoku, der bei den Spielen von 1912 und 1920 das 100-m-Freistilschwimmen gewann. Er war nicht nur der schnellste Schwimmer der Welt, sondern er machte zur gleichen Zeit auch das Surfen populär. Es ist aber nicht nur diese Erfolgsgeschichte, der sich David Davis (USA) gewidmet hat, vielmehr schildert sein Biograph („The Waterman“) auch die zahlreichen Hindernisse und rassistischen Vorurteile, die der spätere Schauspieler und langjährige Sheriff von Honolulu zu überwinden hatte.

Eine Lücke in der olympischen Geschichtschreibung schließt Peter Hamersley (Australien), der über einen „vergessenen Olympiasieger“ schreibt – den FC Upton Park, der 1900 in Paris Frankreich bezwang. Besonders interessant: die Biographien der britischen Spieler, die der Autor in allen Details recherchierte.

Jubiläum haben die Spiele der VI. Olympiade 1916 in Berlin, die zwar gezählt wurden, aber wegen des Ersten Weltkriegs nicht stattfinden konnten. Dass vor 100 Jahren neben den Sommerspielen im Februar auch „Winter-Olympien“ – mit Wettkämpfen auf dem Eis in Berlin und im Skisport auf dem Feldberg/Schwarzwald (Alternative Garmisch und Partenkirchen) – geplant waren, ist bis heute kaum bekannt. Nun hat sich Volker Kluge dieses Themas in aller Ausführlichkeit angenommen.

Was bietet das 80-seitige Heft sonst noch? James R. Hines (USA) beschreibt das „Goldene Zeitalter“, das Amerikas Eiskunstläufer zwischen 1948 und 1968 erlebten. Der Ungar Barnabás Nagy wandelt auf den Spuren seines Landsmannes Elémer Somfay, der 1924 in Paris Zweiter im leichtathletischen Fünfkampf wurde, der aber in seiner Heimat bis heute als der „wahre“ Olympiasieger verehrt wird. Ein Entdecker ist auch Richard Stanton (USA), der den Wintersport-Fries aufspürte, der dem italienischen Maler Carlo Pellegrini 1912 bei den Kunstwettbewerben in Stückholm Olympia-Gold einbrachte. Schließlich noch eine Preisfrage: Hat das Saarland an den Olympischen Spielen mit einer eigenen Mannschaft teilgenommen? Es hat – und zwar 1952 in Helsinki, so die Antwort von Andreas Höfer (Köln). Rezensionen olympischer Neuerscheinungen, Nekrologe für jüngst verstorbene Olympiamedaillengewinner sowie die 20. Fortsetzung der Serie der IOC-Biographien runden das Heft ab.

Die digitale Version ist er auf der Website der International Society of Olympic Historians (ISOH) zu finden. Die gedruckte Ausgabe kann zum Preis von 10 EUR über das ISOH-Generalsekretariat bzw. beim Herausgeber erworben werden.
Zuletzt bearbeitet 11.04.2016 13:19 Uhr